Naturnahe Moorlandschaften
Das Hauptziel liegt in der Erhaltung und Förderung torfbildender Moore, für die in Mitteleuropa ein extremer Rückgang zu verzeichnen ist. Aus dieser Situation erwächst dem Murnauer Moos eine bundesweite Bedeutung und der Naturschutzverwaltung eine sehr hohe Verantwortung.
Ziele: Erhaltung und Entwicklung naturnaher Moore und ihrer Lebensgemeinschaften sowie die Sicherung der Primärlebensräume gefährdeter, z. T. vom Aussterben bedrohter Arten. Dabei soll das gesamte Spektrum hydrologisch, trophisch und entstehungsgeschichtlich unterschiedlicher, naturraumtypischer Moortypen und Moorzonationen repräsentiert werden. Weiterhin besteht das Ziel, torfbildende Moore zu erhalten bzw. zu regenerieren. Renaturierung entwässerter Moorökosysteme mit hohem Regenerationspotential insbesondere im räumlichen Kontakt zu naturnahen Mooren
Landschaftsstruktur: Das strukturelle Spektrum dieser Landschafsräume lässt im Bereich sehr nasser Hoch-, Übergangs- und Niedermoore offene bis halboffene Landschaftsräume erwarten. Auf weniger nassen Standorten werden sich je nach Standortverhältnissen langfristig Moor- und Bruchwaldkomplexe einstellen, für die auf tiefgründigeren Moorstandorten zyklische Zusammenbruchsphasen und Verlichtungsstadien nicht unwahrscheinlich sind. Die Gehölzentwicklung dürfte jedoch in vielen Gebietsteilen, etwa den heute noch weitgehend gehölzfreien Teilen im Murnauer Moos, sehr langsam verlaufen.
Zukünftige Nutzung/Maßnahmen: Die Bereiche der Tabuzonen sollten vollständig nutzungsbefreit werden (Flächenankauf), in den anderen Gebieten steht eine sehr extensive, die Entwicklung nicht störende Nutzung den Zielen nicht entgegen. Zur Ermöglichung einer naturnahen Ökosystementwicklung und zur Vermeidung moordegradierender Prozesse sind vielfach hydrologische Sanierungsmaßnahmen erforderlich.
Flächenanteil an der Kerngebietsfläche: Die Entwicklung naturnaher Moore wird auf etwa 2.650 Hektar, das sind ca. 37 % der Kerngebietsfläche, angestrebt.
Bedingt naturnahe Moorlandschaften
Ziele: Innerhalb dieser Gebiete ist es Ziel, eine offene Landschaftsstruktur als Lebensraum gefährdeter Arten zu erhalten. Die Erhaltung bedingt naturnaher Flächen wird auch in Fällen vorgeschlagen, in denen die Populationsentwicklung schutzbedürftiger Arten und die Entwicklung von Lebensgemeinschaften bei ungelenkter Sukzession derzeit nicht abgeschätzt werden kann.
Landschaftsstruktur: Überwiegend soll eine offene Landschaftsstruktur erhalten werden.
Zukünftige Nutzung/Maßnahmen: Die Erhaltung dieser Struktur setzt lenkende Eingriffe, z. B. durch sporadische Gehölzentnahme oder gelegentliche Streuwiesenmahd, voraus. In vielen Fällen sind hydrologische Sanierungsmaßnahmen erforderlich.
Flächenanteil an der Kerngebietsfläche: Die Erhaltung bedingt naturnaher Moore wird auf etwa 230 Hektar, das sind ca. 3 % der Kerngebietsfläche, angestrebt.
Naturnahe bis schwach genutzte Wälder auf Nass- und Mineralböden
Ziele: Erhaltung und Entwicklung möglichst naturnaher, für den Landschaftsraum repräsentativer Wälder.
Landschaftsstruktur: Naturnah aufgebaute Waldgesellschaften mit standortgerechter Baumartenverteilung, Altbäumen und typischen Saum- und Verjüngungsstrukturen.
Zukünftige Nutzung/Maßnahmen: Aufrechterhaltung oder Aufnahme einer extensiven Waldnutzung, z. T. Nutzungsbefreiung.
Flächenanteil an der Kerngebietsfläche: Die Erhaltung oder Entwicklung naturnaher Waldlebensgemeinschaften wird in einem Umfang von ca. 320 Hektar, das sind etwa 4,5 % der Kerngebietsfläche, vorgeschlagen.
Erhaltung und Entwicklung kulturbetonter Ökosysteme
Erhaltung extensiv genutzter Wiesen- und Weidelandschaften
Ziele: Erhaltung zahlreicher gefährdeter, z. T. vom Aussterben bedrohter Arten und Lebensgemeinschaften wie der Magerrasen, der Feucht- und Nasswiesen, der Pfeifengraswiesen sowie der Klein- und Großseggenriede. Dabei gilt es, insbesondere das reiche Spektrum an Pflanzengesellschaften in repräsentativer, großflächiger Form innerhalb vollständiger Zonationen zu erhalten und der Verantwortung zum Schutz einer bundesweit bedeutsamen Streuwiesenlandschaft Rechnung zu tragen.
Landschaftsstruktur: Kleinräumig gekammerte bis weiträumig offene Moorwiesen- und Moorweidelandschaften.
Zukünftige Nutzung/Maßnahmen: Überwiegend extensive Wiesennutzung, z. T. extensive Beweidung.
Flächenanteil an der Kerngebietsfläche: Auf einer Fläche von ca. 1.900 Hektar, das sind ca. 27 % der Kerngebietsfläche, sollen kulturbetonte Lebensgemeinschaften erhalten und entwickelt werden.
Entwicklung extensiv genutzter Wiesen- und Weidelandschaften aus Intensivgrünland
Ziele: Förderung stark rückläufiger Lebensgemeinschaften und Arten, die durch Extensivierung bisher intensiv genutzter Flächen erreicht werden soll. Ferner ist es Ziel, negative wasser- und nährstoffhaushaltliche Auswirkungen auf schutzwürdige Biotope zu vermeiden, auch ohne dass prioritäre Artenschutzziele im Vordergrund stehen.
Landschaftsstruktur: Kleinräumig gekammerte bis weiträumig offene Moorwiesen- und Moorweidelandschaften.
Zukünftige Nutzung/Maßnahmen: Nach Aushagerung Übergang zu extensiver Wiesen- oder Weidenutzung.
Flächenanteil an der Kerngebietsfläche: Zur Extensivierung werden ca. 130 Hektar, das sind knapp 2 % der Kerngebietsfläche, vorgeschlagen.
Erhaltung und Entwicklung kulturgeprägter Ökosysteme
Mäßig intensiv genutztes Wirtschaftsgrünland
Ziele: Erhaltung oder Entwicklung artenreicher Wirtschaftsweiden, Wirtschafts- und Nasswiesen zur Vermeidung negativer Auswirkungen auf schutzwürdige Biotope und zur Vermeidung moordegradierender, durch Entwässerung ausgelöster Prozesse sowie zur Förderung rückläufiger Arten.
Landschaftsstruktur: Überwiegend weiträumig offene Moorwiesen- und Moorweidelandschaft.
Zukünftige Nutzung/Maßnahmen: Ein- bis zweischürige Wiesennutzung oder extensive Beweidung. Gegebenenfalls mäßige Ausgleichsdüngung.
Flächenanteil an der Kerngebietsfläche: Mäßig intensiv genutzte, artenreiche Grünlandflächen sollen in einem Umfang von ca. 290 Hektar (» 4 % der Kerngebietsfläche) erhalten oder entwickelt werden.
Wirtschaftsgrünland, Produktionsflächen
Ziele: Für die Bereiche, die in der Leitbildkarte als Wirtschaftsgrünland dargestellt sind, bestehen allgemeine Arten- und Biotopschutzziele, vor allem die Verbesserung der Lebensraumfunktion, denen jedoch nur geringe Priorität eingeräumt wird. Für diese Bereiche wird kein vorrangiger Entwicklungsbedarf, etwa aus Gründen des Artenschutzes, gesehen. Die Bewirtschaftung der Moorböden sollte generell unter Beachtung des abiotischen Ressourcenschutzes, also umweltschonend erfolgen.
Landschaftsstruktur: Offene Wiesen- und Weidelandschaft.
Zukünftige Nutzung/Maßnahmen: Grünlandnutzung
Flächenanteil an der Kerngebietsfläche: Der Anteil des Wirtschaftsgrünlands an der Kerngebietsfläche beträgt ca. 5 %, das sind etwa 360 Hektar.
Wirtschaftswälder
Ziele: Für die Bereiche, die in der Leitbildkarte als Wirtschaftswälder dargestellt sind, bestehen allgemeine Arten- und Biotopschutzziele, vor allem die Verbesserung der Lebensraumfunktion, denen in der Gesamtplanung jedoch nur geringe Priorität eingeräumt wird. Für diese Bereiche wird kein vorrangiger Entwicklungsbedarf, etwa aus Gründen des Artenschutzes, gesehen (vgl. Kapitel G3.2).
Landschaftsstruktur: Bedingt naturnahe bis intensiv genutzte Forste
Zukünftige Nutzung/Maßnahmen: Forstliche Nutzung
Flächenanteil an der Kerngebietsfläche: Der Anteil der Wirtschaftswälder an der Kerngebietsfläche beträgt ca. 12 %, das sind etwa 870 Hektar.
Renaturierungsgebiete des Gesteins- und Torfabbaus
Ziele: Verbesserung der Arten- und Biotopschutzfunktion der durch Gesteinsabbau entstandenen Folgelandschaften und die Vermeidung negativer Auswirkungen auf angrenzende schutzwürdige Biotope.
Landschaftsstruktur: Gewässerlandschaft, Spontanvegetation
Zukünftige Nutzung/Maßnahmen: keine, Renaturierung unter Beachtung der ökologischen Anforderungen, die sich aus der Umfeldsituation ergeben.
Flächenanteil an der Kerngebietsfläche: Die Fläche der zur Renaturierung vorgeschlagenen Gebiete beträgt ca. 42 Hektar, das ist weniger als 1 % der Kerngebietsfläche.
Wagner, A., Wagner, I. & Georgii, B. (2000): Pflege- und Entwicklungsplan Murnauer Moos, Moore westlich des Staffelsees und Umgebung. Unveröff. Gutachten i. Auftrag des Landkreises Garmisch-Partenkirchen, 738 S. + Anhang,